Das Logbuch der Runö 2014

In diesem Jahr hatte ich viel zu lesen. Nicht nur die Logbücher waren auszuwerten, sondern auch die Erfahrungsberichte vieler Crews, um die ich gebeten hatte. Vielen Dank dafür.

Eine neue Runö. Das bedeutete für die Meisten auch neue Herausforderungen. Nach über 20 Jahren Faurby saßen die Handgriffe eben im Schlaf. Nun ist die IMX40 zum Glück auch ein Segelboot und da die meisten von uns ja eine vernünftige Segelausbildung und ausreichend Erfahrung haben, kamen fast alle gut mit der „Neuen“ gut zurecht. Da der Wechsel ja erst ganz kurz vor dem Beginn der Saison stattfand, konnte es noch keine neue Bedienungsanleitung, die „Schwarze Mappe“ geben. Wir lernten alle von Reise zu Reise neue Besonderheiten kennen, die dann von Crew zu Crew weiter gereicht wurden („probieren Maschinenmanöver und Rückwärtsfahren. Runö läuft ohne Radeffekt sauber vorwärts und rückwärts, stoppt sauber auf und dreht auf dem Teller“). Das galt fürs Segeln wie auch für die veränderten Staumöglichkeiten. Die Bedienung des Bordcomputers wurde dabei offensichtlich ausgenommen. Jedenfalls gibt es immer wieder Einträge, dass irgendetwas nicht funktioniert oder dass es funktioniert. Zugegeben: Man kann zu viel herumkonfigurieren und verliert schnell die Übersicht. Insgesamt hat aber alles gut geklappt und bis auf 2 Crews hatten alle auch einen schönen Törn.

Neu ist, dass wir jetzt eine rollreffbare Genua haben. Nun kann man ruhigen Gewissens das Vorsegel bei zunehmendem Wind einrollen und dennoch eine gute Höhe am Wind laufen (ermittelter Wendewinkel 97°, ohne Groß). Für Tage mit wenig Wind war noch die große Genua zum Wechseln an Bord. Leider wurde sie aber über längere Zeit aufgerollt am Vorstag gelagert und der Sonne ausgesetzt. Da sie keinen UV-Schutz hat ist sie hinüber. Das Großsegel hat ein ähnliches Schicksal ereilt. Zum Ende der Saison, wo die Belastung ob des kräftigeren Windes höher wurde, rissen Reffkauschen aus dem Segel. Es scheint, dass viele nach einem schönen Segeltag das Segelkleid nicht über den Baum ziehen. Ob man einfach nicht dazu kommt, weil die Verlockungen an Land so groß sind oder weil man zu erschöpft ist, kann ich aus den Logbüchern nicht erkennen. Glücklicherweise haben wir 2 Sätze Segel mit dem Boot gekauft, so dass wir schnell mit einem Ersatzsegel aushelfen konnten. Eine Crew empfiehlt auf die Achtknoten der Großschot zu achten, eine andere näht sie kurzerhand fest.

Die bei der Befragung zu einer Nachfolgerin der Runö ermittelte Rangliste der Wunscheigenschaften war ja überschaubar: 1. Schnell, 2. 6 Kojen, 3. keine dieser Kojen in der Messe. 2. und 3. sind ja leicht zu überprüfen und waren somit schon vor dem Kauf klar. Die Geschwindigkeit jedoch konnten wir nur anhand von Erfahrungsberichten und der Bootsform ahnen. Die Einträge im Logbuch haben nun gezeigt, dass auch diese Wunscheigenschaft erfüllt wird. In Zahlen: Die durchschnittliche Geschwindigkeit unter Segel betrug trotz des relativ schwachen Windes in der Saison 5,2 kn. Als Maximum wurden 12 kn dokumentiert. Unabhängig von den Messwerten des Speedometers wurde aber bei der Lektüre der Logbücher schnell deutlich, dass man spät auslaufen kann und dennoch früh im nächsten Hafen ist. Wenn man das denn überhaupt will…

Mit dem Tiefgang von 2,45 m kamen fast alle Crews gut zurecht. Dieser Punkt gehört zu denen, denen man bei der Törnplanung erhöhte Aufmerksamkeit widmen muss. Man war bei der Faurby eben ½ m weniger gewohnt. Aber selbst in den Boddengewässern wurde immer ein passender Hafen gefunden. Nur 2 Crews hatten Probleme mit dem Tiefgang. Einmal war es die versandete Rinne vor Darßer Ort (Kartentiefe 3,1 m) und das andere Mal die unterschätzte Änderung Wasserstandes im Hafen.

Auffällig war in diesem Jahr, dass viel mehr Crews auch die vierte Seite eines jeden Tages im Logbuch „Tagesereignisse / Notizen / Fotos“ genutzt haben. Es ist wichtig, gut und richtig, alle nautisch wichtigen Dinge zu dokumentieren. Schön und hilfreich für andere Crews ist es aber auch andere Erfahrungen aufzuschreiben. Dazu mag gehören an welchem Liegeplatz man schön liegt („romantischer Platz und kein Hafengeld“) oder welchen man wegen der nahen Disco meiden (oder gezielt anlaufen?) sollte. Oder wo die Duschen unbrauchbar sind. Mit welchen Hafenmeistern / Schiffen hat man gute (oder schlechte) Erfahrungen gemacht? (Ein Hafenmeister blickte nachdenklich, als man ihm sagte, das die Runö 12 m und 10cm lang sei…lächelte dann und sagte: “Ich glaube sie ist 11 m und 99 cm lang“) Wo ist ein toller Badestrand in Laufweite? Welches Restaurant ist empfehlenswert? Wo gibt es einen guten Fahrradverleih (und welche erste Hilfe Ausrüstung man mitnehmen sollte) und was sind lohnende Ziele? (Z.B. der Leuchtturm auf Samsø) Die Liste ließe sich endlos verlängern.

Am Ende der Saison waren die üblichen 20 Rollen Klopapier, 4 Salzstreuer, 2 Pfeffermühlen, 13 Brühwürfel und nicht gezählte Teebeutel in den Schränken zu finden. Im Logbuch wurde 2mal erwähnt, dass Vorgänger und Nachfolger sich absprachen. So konnte Fehlendes mitgebracht werden und vor allem Unnötiges zuhause gelassen werden. Ich vermute, dass daher der übliche Vorrat an Spüliflaschen beim Einwintern nicht an Bord war. Ich rege hiermit an, sich 2 Tage vor der Übernahme mit der Vorgängercrew über die Bestände an Bord zu unterhalten. Übrigens ist Dänemark gar nicht mehr so teuer, wie man meint und Supermärkte gibt es oft sogar in der Nähe der Häfen.

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Hafenmeistern in Burgtiefe und so war es auch in dieser Saison kein Problem, dass wir erst zum Ende die nicht bezahlten Zeiten ausgeglichen haben. Allerdings war die Höhe der Zahlung in diesem Herbst erstaunlich hoch. Auch wenn wir seit Jahrzehnten Burgtiefe als Wechselhafen nutzen haben wir dort keinen Liegeplatz gemietet. Wir sind dort Gastlieger. Das Hafengeld wird nur von der BSV bezahlt, wenn niemand an Bord ist. Im Allgemeinen sind das die Tage nach dem Kranen im Frühjahr vor der ersten Reise, manchmal eine oder zwei Wochen im Laufe der Saison, in der sich niemand zum Segeln gefunden hat. Am Ende der Saison geht der letzte Törn meist mit dem Kranen zu Ende, so dass hier keine Liegegebühren anfallen.

Nun zur Statistik: In der Saison 2014 wurden 19 Reisen mit insgesamt 72 Seglern in 21 Wochen gefahren. 19% der Crewmitglieder waren jugendliche BSV Mitglieder und 26% zu Gast an Bord. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Der Anteil an jugendlichen Seglern konnte fast verdoppelt werden, während der Gastanteil zurückgegangen ist. Es scheint, dass wir wieder mehr Mitsegler im Verein finden, oder dass die Gäste früherer Jahre inzwischen Mitglied geworden sind. Nicht zuletzt ist die Runö auch eine Botschafterin für die BSV. Insgesamt war die Runö 212 Tage im Einsatz! Beruhigend ist, dass der häufigste Grund für einen Hafentag die schöne Umgebung ist, die zu einem Ausflug einlädt, aber auch zu viel oder zu wenig Wind kam vor. Es gab in diesem Sommer aber auch ein paar Werft- und Liegezeiten. Die Rollanlage, das Sprayhood und ein neuer Propeller wurden montiert. Von den 755 Stunden auf See wurden 535 (71%) gesegelt. Dabei wurden insgesamt 3625 sm zurückgelegt, 2693 (74%) unter Segel. Der Motor wurde  225 Stunden betrieben. Dabei wurden nur 192 l Diesel verbraucht. Dann verbraucht der Volvo nur 0,9 l pro Stunde. Beachtlich! Haben sich die Crews verrechnet, die 3 l/h ermittelt haben? Oder wurde es einfach nicht notiert wenn getankt wurde? 3 Crews haben tatsächlich die Betriebsstunden mit der verbrauchten Menge Diesel ins Verhältnis gesetzt. Vielen Dank, solche Informationen sind wichtig für alle.

Der Zeigefinger, den Dietrich Fischer schon immer hochhalten musste, kann leider wieder nicht fehlen: Die ermittelten Werte sind natürlich nur so genau, wie das Logbuch geführt wurde. Mit der Erneuerung der Runö wurde die Logbuchführungsmoral leider nicht erneuert. Obwohl es auch Reisen mit vorbildlich geführtem Logbuch gibt. Ob die Nicht-Logbuch-Führung an mangelndem Willen oder Können liegt möchte ich noch immer nicht beurteilen. Im vergangen Jahr habe ich darauf hingewiesen, dass das Logbuch ein wichtiges Dokument darstellt, das im Haveriefall mit bewertet wird. In diesem Jahr kam es zu 3 Schäden, die der Versicherung gemeldet wurden. Glücklicherweise gehörten diese Reisen zu den besser dokumentierten.

Alle Erfahrungen der Saison sind in eine lange Arbeitsliste aufgenommen worden. Zurzeit schläft die Runö nicht in der vertrauten Halle auf Fehmarn, sondern lässt sich in einer richtigen Werft den Winter über verwöhnen. Es ist eine Gratwanderung die Punkte der Liste mit Prioritäten zu versehen ohne dabei die finanziellen Grenzen zu überschreiten. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir einen für alle zufrieden stellenden Kompromiss finden werden.